Die Turniergeräte

Beim Turnier der Meister® wird an 10 Geräten (6 Männer, 4 Frauen) geturnt. Nach einer Qualifikation, der sich alle Turnerinnen und Turner stellen müssen, starten die besten je Gerät in den Finalwettkämpfen. Wir wollen auf dieser Seite die einzelnen Geräte vorstellen, zeigen worauf es für die Athleten ankommt, welche Elemente gezeigt werden, worauf Kampfrichter und worauf Zuschauer ihre Wertschätzung legen.

Die Frauen turnen an den vier Geräten Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden. Auch hier wird mit Ausnahme des Sprungs (Mittelwert aus zwei Sprüngen) an jedem Gerät eine Übung den Kampfrichtern präsentiert.

Am Sprung…

(seit 2001 Sprungtisch, vorher Sprungpferd) gilt bei den Frauen das gleiche wie bei den Männern – eine möglichst hohen Anlaufgeschwindigkeit in eine möglichst lange, hohe und weite Flugphase zu wandeln. Oft werden Sprünge wie der so genannte „Jurtchenko“ gezeigt. Diese Entwicklung der UdSSR-Turnerin Natalia Jurtchenko beinhaltet eine Radwende auf das Sprungbrett mit einem „Flick-Flack“ (Handstützüberschlag rückwärts) auf den Sprungtisch und einer anschließenden mehrfachen Achsendrehung rückwärts (Breiten- und Längsachse).

Der Stufenbarren…

besteht aus zwei in unterschiedlichen Höhen befindlichen Holzholmen. Die mit „aller Leichtigkeit“ gezeigten Übungen erfordern ein hohes Maß an Kraft, Präzision, Koordination und nicht zuletzt Courage. Die Turnerin bewegt sich vom einen zum anderen Holm, zeigt unterschiedliche Richtungs- und Griffwechsel. Das Turnen am Stufenbarren erinnert heutzutage an das Reckturnen der Männer, auch weil viele Reckelemente (z.B. „Gienger“, „Tkatchev“, „Jäger“) seit einigen Jahren von den Turnerinnen am Stufenbarren präsentiert werden.

Der Schwebebalken…

ist und bleibt spektakulär. Für den Zuschauer sind die Übungen – bestehend aus komplexen Bewegungen mit akrobatischen Sprüngen, Drehungen und Gleichgewichtselementen immer noch verwunderlich. Neben Flexibilität, Konzentration und Rhythmus spielt auch der Ausdruck der Turnerin am Schwebebalken eine wesentliche Rolle. Maximal 90 Sekunden hat die Sportlerin Zeit, auf dem „schmalen Grat“ ihr Bestes zu geben.

Am Boden…

turnen die Frauen wie auch die Männer Salti, Mehrfachdrehungen und akrobatischen Kombinationen durch die Luft, zeigen Sprünge und gymnastische Elemente. Anders aber als bei den Männern präsentieren die Frauen ihre Bodenübungen mit tänzerischen Elementen und mit einer ausgefeilten Choreografie. Nicht zuletzt mit einer graziöse Ausstrahlung zieht die Turnerin die Zuschauer in ihren Bann.

Die Männer turnen an den Geräten Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck. Jeder Turner darf seine Übung einmal den Kampfrichtern präsentieren. Ausnahme bildet der Sprung. Hier müssen zwei Sprünge gezeigt werden, welche mit ihrem Mittelwert in die Wertung eingehen.

Das Bodenturnen…

der Männer ist durch Salti und integrierte Längsachsendrehungen (so genannte Schrauben) geprägt, welche die Faszination dieses Gerätes ausmachen. Ein Turner muss am Boden je mindestens einmal einen Vorwärtsprung, einen Rückwärtssprung, einen Seitwärtssprung sowie ein statisches Element (z.B. Krafthandstand) und einen Abgang präsentieren. Viele eindrucksvolle Elemente sind im Turnen nach den Erfindern benannt. So sorgt am Boden beispielsweise der „Tsukahara“ regelmäßig für Begeisterung beim Publikum. Das früher als Mondsalto bezeichnete Element beinhalt eine doppelte Breitenachsendrehung mit integrierter Längsachsendrehung.

Das Pauschenpferd…

ist ein 1,05m hohes Stützgerät mit zwei Griffen (Pauschen). Charakteristisch für dieses Gerät sind kreisende und pendelnde Schwünge, welche mit geschlossenen oder gespreizten Beinen vollzogen werden. Spitzenathleten an diesem Gerät erkennt man an einer nahezu gestreckten Hüfte und einer immensen Amplitude der Schwünge, die neben dem kraftvollen Arbeiten gegen die Schwerkraft eine ungemein koordinative Leistungen erfordert. Das Pauschenpferd gilt bei vielen Turnern als „Zittergerät“ weil Fehler kaum kaschiert werden können.

Die Ringe…

sind ein typisches Gerät für athletisch starke Turner. Neben dem Einsatz an Kraft muss der Turner auch in schwierigen Passagen immer das Gleichgewicht halten und dabei die in einer Höhe von 2,80 m hängenden Holzringe im Griff haben. Der Wechsel zwischen perfekten Halte- und Schwungelementen mit einem komplexen Abgang bringt Höchstnoten. Ein typisches Ringeelement ist der Kreuzhang, bei dem der Turner mit ausgestreckten Armen zwischen den Ringen förmlich in der Luft steht.

Am Sprung…

(seit 2001 Sprungtisch, vorher Sprungpferd) versucht der Turner die ca. 25 Meter Anlauf dafür zu nutzen, um aus einer hohen Geschwindigkeit und einem kraftvollen Absprung die nötige Dynamik für eine möglichst lange, hohe und weite Flugphase zu entwickeln, um eine hohe Anzahl an Breiten- und Längsdrehungen in den Stand zu vollführen. Ein oft gezeigter Sprung ist der Handstützüberschlag mit Doppelsalto („Roche“).

Am Barren…

zeigen die Turner in der „Holmengasse“ – dem Raum zwischen den beiden parallel verlaufenden Barrenholmen – Elemente wie Unterholmelemente (z.B. Riesenfelgen) oder auch spektakuläre Flugelemente (z.B. Doppelsalti auf die Oberarme), die heute zum Standardrepertoire eines Spitzenturners gehören.

Das Reck…

als »Königsgerät« im männlichen Gerätturnen bildet als Abschluss der »Olympischen Rotation«auch das Finale vieler Turnveranstaltungen. Am Reck zeigen die Turner atemberaubende Schwung- und Flugelemente aus Vorwärts- wie Rückwärtsbewegungen heraus. Schwere Griffkombinationen (z.B. Rybalko), Richtungswechsel und die Flugelemente (z.B. Kovacs-Salto) machen das Reck zum spektakulärsten Gerät für die Zuschauer. Auch weil das »Königsgerät« die meiste Spannung im Wettkampf mit sich bringt.
Der Kovacs-Salto ist am Reck ein weiteres Beispiel für das Bennenen der Elemente nach den Erfindern. Der Ungar Peter Kovacs präsentierte 1979 seine heute unter dem Namen »Kovacs-Salto« bekannte Entwicklung – ein Doppelsalto gehockt über die Reckstange in den Hang. Dieser wird heute auch mit »Schrauben» (Längsachsendrehungen) geturnt (z.B. Kolman).